Da ich ja nun am 28.08.2012 mit meinem Auto zur Abstimmung beim Sascha war, und hier im Forum in letzter Zeit viel über Transparenz der Tuner zu lesen war,
habe ich mir gedacht, ich schreibe mal meine Eindrücke und Erlebnisse dieses Tages in diesen Thread.
Ja Sascha Du liest richtig. Dir wird sicher aufgefallen sein, dass der Steffen und ich das ein oder andere Bild geschossen haben.
Mach Dir aber bitte keine Sorgen, denn ich denke auf den Bildern sind keine betriebsinternen Geheimnisse zu sehen, und meiner Beschreibung des Geschehenen als Laie,
wird sicher keiner etwas Brauchbares abringen, denn ich hab es ja selbst nicht wirklich richtig verstanden.
Als ich noch unbefleckt war, wollte ich eigentlich immer mal wissen, wie so ein Chiptuning funktioniert. Es geht denke ich auch Anderen so.
Das entnahm ich z.B. einer pn von quattro-rs, der mich ganz enttäuscht anschrieb, weil er dachte sein Auto sei gechipt, und als er das Motorsteuergerät aufgemacht hat, waren da gar keine Chips drin.
Tja dumm gelaufen sag ich da nur.
Jedenfalls kommt man mit googeln nicht viel weiter. Für Alle, die in Zukunft Chiptuning oder Softwareanpassung googeln sei nun dieser Bericht, damit man sich darunter auch etwas vorstellen kann.
Ich will hier natürlich nicht von Chiptuning reden so alla "gib mir Dein Steuergerät, und wenn Du es wieder bekommst geht Dein Auto doppelt so gut", sondern von einer Softwareanpassung an ein Auto mit Allem drum und dran.
Als Erstes die Anreise nach Berlin. Dabei wird man auf eine harte Probe gestellt, denn die sperren dort Autobahnen für gut 6 Stunden und um der Sache zu entgehen, muss man über Felder fahren.
Was das für so ein Auto bedeutet können nur Groß Dölln Mitstreiter wirklich einschätzen.
Mit gut 2 Stunden Verspätung kamen wir dann gegen 13:00 Uhr in den heiligen Hallen der Firma Tunetec an.
Voller Elan sollte es natürlich sofort losgehen. Jedoch zwang uns Herr Felsch zum Essen von chinesischen Nudelgerichten
, da er der Meinung war, dass es mit nüchternem Magen nur halb so viel Freude bereitet (zu diesem Zeitpunkt konnten wir natürlich nicht ahnen, dass wir Berlin erst wieder im Dunkeln verlassen würden),
womit er natürlich recht hatte. Die nächste feste Nahrung gab es nämlich erst wieder gegen 20:00 Uhr im amerikanischen Spezialitätenrestaurant "Zum goldenen M"
Nachdem wir nun wie gesagt satt waren ging es ans Werk.
Step 1: Vorbereitung des Equipments und des Autos
Als erstes wurde ein Steuergerät mit Grunddaten der verbauten Hardware versehen.
Danach wurde mein Steuergerät aus dem Auto entfernt und durch das vorher präparierte Steuergerät und einem sagen wir Kommunikationsgerät für den Laptop ersetzt.
Das Ganze musste dann natürlich noch verkabelt werden. Dazu vielleicht als kleiner Hinweis: man sollte bei schwarzen Autos keine blauen Kabel dafür verwenden, denn es gibt Polizisten,
die dann sehr nervös und streng auf das Auto schauen.
Da es zu allem Ärger auch noch regnen wollte, musste die ganze Konstruktion natürlich auch noch wasserdicht werden, denn der Deckel vom MSG ging nicht mehr drauf.
Als nächstes musste eine Lambdasonde vor den Kat gebaut werden, die dann mit einem Gerät an der Scheibe verkabelt wurde, welches wohl immer so Lambdawert 1 anzeigen sollte.
Hier legt der Meister natürlich selbst Hand an. Man beachte die perfekt zur Kleidung passenden Arbeitshandschuhe.
Als nun auch dieses Kabel am Fahrzeug angebracht war, dachten wir eigentlich, dass es jetzt los geht. Jedoch hatten wir nicht mit dem Zusatzgepäck gerechnet, was man wohl für so eine Abstimmungsfahrt benötigt.
An alle die, die auf die Idee kommen sollten, mit einer Limousine zur Abstimmung zu fahren, vergesst es. Das Gepäck passt da nie und nimmer rein.
Step 2:
Nun ging es aber endlich los. Dazu muss man sagen, dass es wohl eine Ehre war, dass ich selbst mit meinem Auto fahren konnte.
Normalerweise hat Sascha entweder einen Fahrer, oder aber einen der den Laptop bedienen kann dabei, damit er selbst fahren kann.
Laptopbedienung fiel bei mir aus zumal wir wohl einen Heldentod gestorben wären, wenn Mr. DSG himself am Lenkrad gesessen hätte.
Da ich aber auch ganz gut fühle, ob ein Auto fährt oder nicht, war ich der Fahrer und das erwies sich als nicht wirklich einfach.
Zuerst musste der Benzindruck passend zu den Drehzahlen eingestellt werden. Das hieß für mich ab 2000 /min den Zeiger exakt auf der Drehzahl zu halten.
Wenn der Druck eingestellt war ging es 500 /min höher. Das Ganze dann, bis wir bei 6500 /min angekommen waren. Ein Auge auf dem Drehzahlmesser,
ein Auge im Rückspiegel wegen den vielen Rasern und ein Auge vorne auf der Straße. Sehr schwierige Angelegenheit.
Als der Benzindruck nun eingestellt war ging es zur Sache. Ab jetzt war "Attacke" angesagt, wie Sascha immer so schön rief. Immer abwechselnd in den Gängen 3-6.
Was soll ich sagen, das Auto fuhr nicht. Ab 5800 /min war der Druck weg. Im dritten Gang noch eher kombiniert mit leichtem ruckeln oder klingeln wie wohl der Fachausdruck war.
Herr Felsch zweifelte langsam an meinen Mechanikerkünsten, da ich den Motor ja selbst zerlegt, revidiert und wieder zusammengebaut hatte. Also hieß es Boxenstopp mit Abdrücken des Ladedrucksystems.
Als dies als Ursache ausgeschlossen werden konnte ging es wieder zur Attacke und nach diversen Einstelltests und Beschleunigungsversuchen wurde es dann besser.
Das Auto ist wohl die ganze Zeit nur mit dem Laptop gefahren, der die Befehle an das Motorsteuergerät weiter gegeben hat. Der Laptop hat die Daten dann aufgezeichnet.
Das Ganze hat natürlich eine Ewigkeit gedauert. Vom Benzinverbrauch gar nicht zu reden. Der erste volle Tank war sehr schnell wieder leer. Hier aber einen Pluspunkt für die Organisation.
Wir hatten immer ein Tankfahrzeug mit dem guten 102 Oktan Sprit in Reichweite.
Step 3:
Irgendwann lief dann Alles perfekt, und es wurde Zeit, die gespeicherten Daten des Laptops auf einen Eprom (Chip
) zu schreiben. Jetzt kam das Equipment im Kofferraum zum Einsatz. Unter den Blicken völlig verstörter Passanten (wir waren ja schließlich nicht all zu weit weg
von der polnischen Grenze und aus dem Motorraum hingen blaue Kabel, über dem Steuergerät im Motorraum klebte eine Plastiktüte und rein optisch
gesehen machten wir wohl auch keinen so vertrauenserweckenden Eindruck ) fing Sascha an den Kofferraum zu verkabeln.
Ab diesem Zeitpunkt fuhr das Auto das erste Mal wieder aus eigener Kraft. Der Laptop war jetzt nur noch da, um die Motordaten zu prüfen.
Jetzt hatte das Steuergerät die Möglichkeit Lernwerte aufzunehmen und das Auto fuhr immer weicher und besser.
Damit ging es zurück zur Zentrale, wo die fertige Software in mein Steuergerät gelangen musste.
Step 4:
Dazu wurde der EPROM meines Steuergerätes von der Platine gelötet und dann mittels Computer beschrieben und wieder eingelötet.
Ich habe noch nie in meinem Leben zuvor so ein Lötverfahren gesehen und war mehr als überrascht von dem Ergebnis.
Auch meine Begleitung mit Lötkenntnissen war bei der Gütekontrolle unter der Lupe begeistert.
Nach dem Einbau meines Steuergerätes ging es dann endlich nach Hause. Hinfahrt 4,5 Stunden, Anpassung des Autos 7 Stunden und Heimfahrt 2 Stunden.
Alle die jetzt denken ich übertreibe, haben sich diesen Bericht nicht sorgfältig genug durchgelesen
. Allen die jetzt nachdenklich geworden sind, kann ich nur Eines mit auf den Weg geben: Holt Euch Step 4 . Alles Andere macht keinen Sinn
Es war für mich ein unvergesslicher Tag und eine Heimfahrt, die für all die Strapazen und Kosten vollkommen entschädigt hat.
Ich wünsche dem Sascha und seiner Firma weiterhin viel Erfolg, auf dass er noch weitere verrückte autokranke Raser wie mich glücklich machen kann.
